Doku des Alltags: BD München
Die Rottalbahn (KBS 946 / ex. 427g) ist mit 97,2 Kilometer Länge die längste Nebenstrecke in Bayern. Ihren Kilometernullpunkt hat sie in Passau Hbf. In Passau-Neustift trennt sich die Strecke von der Hauptstrecke Regensburg – Passau und durchquert, in südlicher Richtung ansteigend, den Neuburger Wald bis Pfennigbach. Sehr kurvenreich führt die Strecke durch eine weite Hügellandschaft weiter zuerst in südwestlicher Richtung bis Fürstenzell, dann in südöstlicher Richtung bis Sulzbach a. Inn.
Bei Sulzbach wird der namensgebende Fluss erreicht, die Rott, hier die Mündung in den Inn bald erreicht hat. Die Bahnstrecke folgt der Rott flussaufwärts in südwestlicher Richtung über Ruhstorf, bis Pocking. In Ruhstorf wird die Rott zum ersten Mal überquert. In Pocking ist der größte Bahnhof der Strecke. Weiter geht es größtenteils in westlicher Richtung an der Rott entlang, über Bad Birnbach und Pfarrkirchen (hier ist die zweite und letzte Überquerung der Rott) sowie Eggenfelden bis zum Abzw. Elsenbach. Dort stößt die Nebenbahn auf die ehemals durchgehende Hauptbahn Rosenheim – Mühldorf – Pilsting ( – Plattling), (km 79,5), die seit 1969 nur noch bis Frontenhausen-Marklkofen führt. Auf dieser Reststrecke bestand seit 1970 nur noch Güterverkehr, inzwischen ist sie komplett stillgelegt. Nach deren Herabstufung, stückweiser Einstellung, Rückbau und letztendlichen Stilllegung, gehört auch der restliche Abschnitt bis Neumarkt-St. Veit betriebsmäßig zur Rottalbahn. Doch die Streckennummer 5700 ist geblieben und auch die Streckenkilometrierung ab Rosenheim (km 79,5).
Der Abschnitt Neumarkt-St. Veit - Pocking wurde am 01.09.1879 eröffnet, der Abschnitt Passau – Pocking am 15.10.1888. In Pocking zweigte zudem eine weitere Strecke nach Simbach ab (mit Stichstrecke Tutting – Rotthalmünster), die 1910, bzw. 1914 eröffnet wurde und für den Personenverkehr am 01.06.1969 stillgelegt wurde.
Aufgrund der abschnittsweisen Eröffnung muss die Kilometrierung entgegengesetzt von Neumarkt nach Pocking geführt haben. Irgendwann nach Eröffnung der Strecke aus Passau, wurde die Kilometrierung umgedreht. Seitdem beginnt die Rottalbahn in Passau mit dem km 0,0 und endet in Neumarkt-St. Veit am km 7,24, wobei die Streckenkilometrierung nur noch bis km 95,00 am Abzw. Elsenbach geht.
Zu Beginn waren auf der Rottalbahn eingesetzt: Bay. C III und D VII. 1932 kamen mit den Henschel-Benzoltriebwagen VT 133 (Bw Passau) die ersten Verbrennungstriebwagen auf die Strecke, kurz darauf der VT 135 (DB VT 70). Als Nebenbahntypische Einheitslokomotiven waren natürlich auch die 64 und 86 hier zuhause. Die Verdieselung schritt mit dem Schienenbus voran und ab 1962 mit der V 100. In den 1980er Jahren ist der ganze Mühldorfer Fuhrpark auf der Strecke zu sehen: 211, 212, 218, 260, 798 und Kleinloks.
Im Personenverkehr sah es 1988 folgendermaßen aus: drei durchgehende tägliche Eilzugpaare, die schon ab Mühldorf fuhren, vier durchgehende werktägliche Nahverkehrszugpaare wovon zwei ab Mühldorf und zwei ab Neumarkt-St. Veit fuhren. Dazu kam noch ein Zugpaar zwischen Neumarkt-St. Veit und Pfarrkirchen. Sonntags gab es neben den Eilzügen noch ein Nahverkehrszugpaar. Der E 3903/3904 führte immer die Kurswagen nach Dortmund mit sich. Eine Fahrt über die gesamte Rottalbahn dauerte gute zwei Stunden, bei Halt in jeder Station.
Der Güterverkehr war 1988 noch sehr umfangreich. Werktags befuhren ein Nahgüterzug und zehn Übergabezüge abschnittsweise die Rottalbahn und auch Samstags gab es eine Übergabe zwischen Neumarkt und Pocking.
1991 liefen werktags über die gesamte Rottalbahn vier Eilzugpaare (+ ein Eilzug Passau – Mühldorf) und drei Nahverkehrszugpaare. Dazu kamen zwei Nahverkehrszugpaare zwischen Mühldorf und Pfarrkirchen. Mit der Vertaktung des „Linienstern Mühldorfs“ im Jahre 1994 wurde auch die KBS 946 integriert. Nunmehr bestand ein Zweistundentakt auf der Strecke.
Die Rottalbahn war vor allem in den 1980er Jahren akut einstellungsgefährdet. In den Jahren nach 2000 wurde jedoch die Strecke ertüchtigt und ein dichteres Zugangebot geschaffen. In Massing wurde ein neuer Kreuzungsbahnhof errichtet. So konnte ab 2009 ein Stundentakt eingerichtet werden. Gekreuzt wird seither in Massing, Pfarrkirchen, Pocking und Fürstenzell. Die Stationen nördlich von Pocking erhielten in den letzten Jahren neue Bahnsteige. Streckenweise wurde auch der Oberbau erneuert.
Seit 1994 ist der 628 mit dem Personenverkehr betraut. Nach der Jahrtausendwende gelangt auch noch der Mühldorfer Neubestand an 213 und 217 im Güterverkehr auf die Strecke. Bis 2014 kam mit samstäglichen RE-Zugpaar 27004/27005 (Kurswagen IC Rottaler Land nach Dortmund) noch planmäßig eine 218 auf die Rottalbahn.
1992 wurden für die Kurgäste mit den FD-Zügen 1926/27 "Rottaler Land" und FD 1921 "Rottaler Bäderdreieck" Verbindungen nach Hamburg eingeführt, die schon im Jahr drauf in die Intercitys 782/783 und 927 übergingen.