Das charakteristische am Endbahnhof Oberammergau ist die Kopflage des Empfangsgebäudes. Alle Gleise enden stumpf an einem Querbahnsteig.
1.) Der Endbahnhof Oberammergau zum bevorstehenden Herbst 1988. Eine üblicher 2-Wagen-Wendezug füllt sich langsam mit Reisenden. Güterverkehr gabs auch noch 1988 und angesichts dreier auf dem Ladegleis abgestellten G-Wagen gar nicht so wenig. Bis 1987 fuhr 2x wöchentlich eine Übergabe mit einer Augsburger 211, nach 1987 mit 212.
2.) Der N 6618 steht bereit zur Abfahrt um 16:11 Uhr. 141 050 wird ihn nach Murnau schieben.
3.) Bis etwa 1987 kamen auch noch Mitteleinstiegswagen der Bauart yl auf die Strecke. Nach deren Rückzug ausschließlich n-Wagen. Einen BDnf Hasenkasten sah man jedoch auch nicht mehr alle Tage im Jahr 1988.
4.) Blick auf die Ausfahrt. In Hinblick auf Sonderzüge, die während der Passionsspiele Oberammergau anfuhren, aber auch Wintersportzüge, haben die Bahnsteige eine beachtliche Nutzlänge. 1988 wurden im Alltagsbetrieb noch zwei Bahnsteiggleise für Zugfahrten verwendet, wovon jedes noch sein eigenes Ausfahrtsignal hatte. Hinter dem linken Signal ist das Schlüsselstellwerk. Während der Rangierzeiten konnten dort mittels Rangierschlüssel die Weichenschlüssel freigeschlossen werden. Die Einfahrtsweiche 3 zu den beiden Hauptgleisen, deren Ausfahrtsignale, sowie das Einfahrtsignal wurden vom Fdl-Stellwerk (Bauart S&H) im Empfangsgebäude aus bedient.
5.) Einfahrt in Oberammergau mit Hp 2.
6.) Ein Blick ins Jahr 1994. Der mintgrüne Steuerwagen hat Zusatzscheinwerfer, wie sie sie auch einige Triebfahrzeuge in die diesem Zeitraum verpasst bekamen.
Als noch keine Wendezüge nach Oberammergau fuhren, musste die Lok im Endbahnhof natürlich umgesetzt werden. Da die Bahnsteiggleise stumpf ohne Umfahrungsweichen endeten, musste der Umsetzvorgang auf andere Weise geschehen, nämlich mittels Schwerkraft, wie auf einem Ablaufberg.
Oberammergau, 9. Mai 1971, Texte und Bilder 7 bis 13 Paul Müller (Isartalbahner)
7.) Ich schildere es jetzt so, wie es bei den Personenzügen bis zur Einführung der 141-bespannten Wendezüge Usus war. Auf Einladung des Lokführers durfte ich das ganze vom Führerstand aus beobachten und aufnehmen. Die Luftleitungen zwischen Lok und Zug waren bereits ausgehängt, die Kupplung locker gedreht und die Lok drückte den Zug rückwärts raus auf den Rangierbuckel.
8.) Wochentags war es Aufgabe des örtlichen Rangierleiters, am Wochenende übernahm der Fahrdienstleiter den Bremserjob, standesgemäss mit weissem Hemd und Kulturstrick.
Der Zug wurde im Gefälle mittels einer Wagenhandbremse festgelegt, dann rollte die abgekuppelte Lok grenzzeichenfrei ins Nebengleis. Weiche umstellen, Wagenhandbremse lösen und mittels Schwerkraft rollte die Wagengarnitur Richtung Bahnsteig, dort wieder schööön hingebremst. Die Weichenstellerei übernahm unser Zugführer, der zu dem Zweck auf der Lok mitfuhr.
9.) Da rollt er nun an uns vorbei, vollkommen vorschriftsgemäß, jawoll!
10.) Die Lok rückte nun wieder ins Fahrgleis vor, Weiche umgelegt, Zugführer rauf und schön langsam unserem noch rollenden Züglein hinterher.
11.) Da steht sie nun, unsere fertige Garnitur.
12.) Stationierungsdaten der E69 04 / 169 004-9:
Bw Murnau 01.04.1922 – 01.04.1930
Bw Mü-Thalkirchen 02.04.1930 – 14.06.1934
Bw Murnau 15.06.1934 – 31.12.1953
Bw Garmisch-Partenkirchen 01.01.1954 – 23.05.1955
Bw Freilassing 24.05.1955 – 19.06.1955
Bw Rosenheim 20.06.1955 – 04.07.1955
Bw Garmisch-Partenkirchen 05.07.1955 – 29.09.1977
13.) Weil bis zur Abfahrt noch etwas Zeit war, ein altes Trum (Gmehs 30) portraitiert. Ach ja, das war der Güterverkehr!
Winter in Oberammergau:
14.) Der Januar 1999 brachte viel Schnee und einen tiefverschneiten Bahnhof Oberammergau. Eine sehr vereiste 141 steht mit ihrer Regionalbahn nach Murnau bereit. Sehr einladend wirkt da die offene Wagentür.
15.) Der Betrieb beschränkte sich auf Gleis 2, das freigeräumt war.
16.) Auf getürmte Schneemassen vor dem Empfangsgebäude.
17.) Blick vom Querbahnsteig auf die Bahnsteiggleise. Die Bank im Vordergrund ist fast komplett im Schnee versunken. In knapp einer Viertelstunde ist die Abfahrt des Zuges, der sich dann mit vom Schnee gedämpften Fahrgeräuschen in Bewegung setzen wird.
5.) An diesem Tag die zweite Lok auf der Strecke war die orientrote 141 134. Auffallend an ihr ist, dass sie trotz orientroter Lackierung immer noch eine waagrechte Blechdachrinne an der Front hat, welche in den 90er Jahren sogar an den grünen Loks kaum noch vorhanden war.
18.) Nun ist es bereits zehn vor vier. Um 16:10 fährt die RB 15124 nach Murnau ab. Der Traktor vor dem Gebäude wird zum Schneeräumen eingesetzt.
7.) Die beiden Ausfahrtsignale mit dem dahinterliegenden Stellwerk.
19.) Der eiszapfenbehangene Güterschuppen.
20.) Ein weiterer Tag im Januar. Eine schneeverhüllte 141 bei der Einfahrt.
10.) Abfahrt der selben Garnitur, 22 Minuten später, gesehen von jenseits der Ausfahrtsignale.
21.) Der Bahnhof Oberammergau wurde 2005 zum Haltepunkt zurückgebaut und ist kaum wiederzuerkennen. Es gibt nur noch ein Bahnsteiggleis, das abgeschirmt ist von dem dahinterliegenden Einkaufszentrum.
22.) Anstatt die Bahninfrastruktur zu modernisieren, wurde sie komplett zerstört.