Doku des Alltags: Eisenbahn in München
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München Hbf — München-Mittersendling — Großhesselohe [5505 + 5530]
Siemenswerke

Übersicht [5505]
München Hbf | Heimeranplatz | Harras / Forstenriederstr | Mittersendling | Siemenswerke | Solln | Großhesselohe

An den einst bedeutenden Siemens-Standort im Industrie geprägten Münchner Stadteil Obersendling erinnert heute nur noch der gleichnamige S-Bahn-Haltepunkt sowie das unter Denkmal-schutz stehende Siemens-Hochhaus, das unmotiviert noch auf dem einstigen Areal steht.

Der Haltepunkt München-Siemenswerke wurde am 25.9.1966 in Betrieb genommen, seine Bahnsteigmitte befand sich beim km 8,2. Das war ein Stück weiter südlich vom heutigen, der beim km 7,92 liegt. Die Verlegung nach Norden hatte einen bestimmten Grund und erfolgte Ende der 70er Jahre.

Mit der Einführung des S-Bahnsystems 1972 konnte die Strecke nach Solln/Holzkirchen/Wolfratshausen noch nicht an die Stammstrecke angebunden werden, da eine kreuzungsfreie Verbindung fehlte. Die Strecke nach Wolfratshausen wurde vorerst als S 10 mit Wendezügen betrieben, die den Holzkirchner Flügelbahnhof in München als Ausgangspunkt hatten. 1978 1981 wurde der sogenannte Südstreckentunnel an der Donnersbergerbrücke in Betrieb genommen sowie ein weiteres Kreuzungsbauwerk zwischen den Stationen Donnersbergerbrucke und Hackerbrücke. Somit war die "Südstrecke" sowohl an die S-Bahnstammstrecke als auch an dern Starnberger Flügelbahnhof angeschlossen. Reisezüge ins Oberland starteten von nun an in dem nördlichen Flügelbahnhof. Etwa zeitgleich erfolgte der S-Bahn gerechte Ausbau der Strecke nach Wolfratshausen, ab 31.5.1981 fuhr dann die Linie S 7 ebenfalls mit 420-Triebzüge dorthin.

Der Ausbau betraf natürlich auch den Hp Siemenswerke. Hier wurden nicht nur die Bahnsteige erhöht, sondern auch noch um ein gutes Stück weiter nach Norden verlegt. Als Ersatz für die bestehenden Trambahnlinie war bereits eine neue U-Bahntrasse für die Verlängerung der U 3 Richtung Fürstenried West geplant. An den Siemenswerken sollte ein direkter Übergang zum Umsteigen geschaffen werden. Anscheindend scheiterte die geplante U-Bahn-Streckenführung jedoch am Gewicht von einigen Gebäuden von Siemens. Die Strecke durfte nicht darunter hindurchgeführt werden und musste daher 300 m weiter nach Norden gelegt werden. Dementsprechend weit ist der Fußweg geworden, den man beim Umsteigen von U- auf S-Bahn hier zurücklegen muss.
1.) Der noch relativ neue Haltepunkt München-Siemenswerke, Blick Richtung Süden mit dem weiteren Streckenverlauf nach München-Solln. Direkt dahinter die Siemensallee, die hier die Strecke unterquert. Rechts hinten der Siemens-Sportpark.

Am 28.3.1969 fährt ein Wendezug mit BDymf 457 (mit nur einer Tür am Mitteleinstieg) südwärts. Gleich am Bahnsteigende steht das Einfahrvorsignal von Solln. Es zeigt Vr 2, d. h. die Fahrt geht ab dort auf die Isartalbahn nach Wolfratshausen. Am 9.5.1969 wurde das mechanische Stellwerk in Solln ausser Betrieb genommen. Seitdem wird Solln und Großhesselohe (ex Staatsbahnhof) vom frisch in Betrieb genommenen Dr-Stellwerk von Mittersendling gesteuert. Großhesselohe Isartalbahnhof behielt noch bis 1980 sein mechanisches Einheitsstellwerk und Formsignale. Alle drei Betriebstellen wurden zu Bahnhofsteilen zusammengelegt und von Mittersendling aus fernbedient.
2.) Einfahrt des N 4155 nach Großhesselohe Isartalbahnhof am 29.1.1973. Am nördlichen Bahnsteigende befindet sich auf Höhe des dritten Wagens die auch heute noch existierende Fuß-gängerunterführung. Nördlich davon ist heute das südliche Ende der Bahnsteige. Das markante Gebäude rechts gehört zum Apparatebauer Widmaier, der hier in der Koppstraße ansässig war.

Man mag sich wundern, dass hier auf den Gleisen ein LZB-Kabel verlegt ist. Doch es hatte keine technische Funktion. Nach Auskunft der Firma Siemens wurde die Wetterfestigkeit des Materials der Ummantelung getestet, doch die Kabel waren nirgends angeschlossen.
3.) Geschoben wird der Zug von 144 090. Im Hintergrund leuchtet das Einfahrsignal von Solln, bzw. von Großhesselohe. Dann folgt der Hp Solln, der nunmehr nur noch Bahnhofsteil von Großhesselohe ist. Im Anschluss daran verzweigt sich die Strecke nach Großhesselohe Staatsbahnhof und Großhesselohe Isartalbahnhof.

Laufweg des N 4155
Unterpfaffenhofen-Germering ab 07:10 - [...] - München-Pasing Pbf 07:20 / 07:21 - München Siemenswerke 07:32 / 07:33 - Großhesselohe Staatsbahnhof, Linkseinfahrt in Gleis 3, an 07:38 [Überholung durch E 1971] ab 07:45 - Deisenhofen an 07:51
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Rückleistung nachmittags als N 4156
Deisenhofen ab 16:35 - Großhesselohe Staatsbahnhof 16:41 / 16:42 - München-Solln 16:45 aa - München Siemenswerke 16:47 / 16:48 - München-Mittersendling 16:50 aa - München-Pasing Pbf 17:02 / 17:06 - [...] - Unterpfaffenhofen-Germering an 17:17
4.) Der heutige Haltepunkt im Sommer 1989. Die Baracke rechts hinter dem "Playboy"-Werbeplakat ist noch ein älteres Relikt und dürfte auch auf Bild 9 zu finden sein. Überragt wird das ganze vom 1963 fertiggestellten Siemens-Hochhaus. Rechts davon mit "Siemens"-Schriftzug der Längsbau, der an das erste Gebäude (Bild 11 + 12) angebaut wurde.
5.) Blick nach Norden. 218 351 schiebt einen Bayrischzeller Zug nach München Hbf. Der Steuerwagen befindet sich schon vor den Einfahrsignalen von Mittersendling. Die Lok ist auf der Brücke über die Rupert-Mayer-Straße (vgl. Bahnübergang auf Bild 9).
6.) Ein Zug in der Gegenrichtung, vom südlichen Bahnsteigende aus aufgenommen. Eine rote 218 schiebt am 26. Mai 1980 den E 3533 Richtung Oberland.
7. + 8.) Im Herbst 1991 wurde der bisherige Fussgängerübergang am Nordende von Solln durch eine Unterführung ersetzt. Beide Brückenteile wurden im 2-Wochenabstand nacheinander separat eingesetzt, der Verkehr lief während den Bauarbeiten eingleisig. Am 10. November 1991 der 'nur' LH-blaue 420 674 auf Linksfahrt.
Die ursprünglichen Bahnsteiglagen und nach der Verschiebung nach Norden.
9.) Um 1955 fotografierte Günter Luckmann aus seinem Bürofenster des ersten Siemens-Gebäudes an der Baierbrunnerstraße (die links unten angeschnitten ist) einen Richtung Holzkirchen fahrenden Personenzug mit einer 78, noch ohne drittes Spitzenlicht. Noch gibt es überhaupt keinen Hp Siemenswerke. Der Zug passiert gerade die Stelle, wo sich der heutige Haltepunkt befindet. Links ist der Schrankenposten des Bahnübergangs der Rupert-Mayer-Straße zu sehen. Längst unterquert die Straße die Bahnstrecke mit einer Unterführung. Das Gebäude hinter der Lok gehört zum Kamerahersteller Linhof, der sich auch heute noch an diesem Ort befindet.
10. + 10a) Standortwechsel auf die andere Gleisseite. Ab 1949 war München die Zentrale von Siemens & Halske. Hier ist nun der erste Abschnitt des Längsbaus zu sehen, der wohl in den frühen 50er Jahren errichtet wurde und an den in den 60er Jahren angebaut wurde. Im Hintergrund entdeckt man die beiden 17-stöckigen Wohnhochhäuser, die sogenannten Sternhäuser, die 1952 für Siemens-Mitarbeiter in der Nähe des Ratzingerplatzes gebaut worden sind.

Auf der Strecke kommt ein rares Einzelstück daher: Das "Gerät" 9678, bzw. V 36 310 mit Mittelführerstand, die in den 1950er Jahren vor Schienenschleifzug eingesetzt wurde [www.rangierdiesel.de]
11.) Der Schleifzug vor der Siemens-Kulisse. Auf dem Kesselwagen steht "DK" für Dieselkraftstoff. Der Vierachser hinter dem Kesselwagen trägt die Anschrift

DB Hannover 8920
Maschinenwagen

Der Schleifwagen dahinter
DB Hannover 8524
Schienennachschleifwagen

Links von dem mächtigen Bauwerk im Hintergrund entstand Anfang der 1960er Jahre noch ein Erweiterungsbau (vgl Bild 4). Noch ein Stück weiter wurde zwischen 1961 und 1963 das Siemens-Hochhaus errichtet.
12.) Auch die TAG 8 der Tegernseebahn findet regelmäßig ihren Weg nach München. Hier befördert sie einen Tegernseer Zug bis nach München. Von Tegernsee bis Schaftlach fährt sie wegen der Steigung am Gmunder Berg üblicherweise mit dem Kessel voraus, daher ist sie auf dem längeren Stück bis München rückwärts unterwegs.

Der Bahnübergang verbindet die Koppstraße mit der Baierbrunnerstraße (Verlauf parallel zur Bahn, vor dem Siemens-Gebäude). Hier gibt es noch eine Weiterführung bis hinüber zur Aidenbachstraße. Mit der Erweiterung des Siemensgeländes wurde sie unterbrochen. Die Wohngebäude ganz im Hintergrund befinden sich in der Aidenbachstraße. Vermutlich mit dem Bau des ersten Haltepunkts wurde der Bahnübergang durch die noch heute existierende Fußgängerunterführung ersetzt. Der ursprüngliche Haltepunkt befand sich von 1966 bis 1983 südlich davon, hier also links vom BÜ. Die Bahnsteige des heutigen Haltepunkt beginnen nördlich, also rechts davon.

13.) Ein weiteres Mal fotografierte Luckmann die TAG 8 fast von der selben Position aus.
14.) Was da so alles des Weges kam: 54 1718 unterwegs nach Süden, höchstwahrscheinlich mit dem Ng nach Höllriegelskreuth am Haken. Noch 1956 hatte das Bw München Hbf den stattlichen Bestand von 20 Bay. G 3/4 H.
15.) Sprung ins Jahr 2013. Die Firma Widmaier ist noch an ihrem Standort (Vgl. Bild 2). Inzwischen ist das Gebäude abgetragen und an dessen Stelle ein Bürogebäude für andere Firmen entstanden. Zum Zeitpunkt sind gerade die Bahnsteige erneuert worden, die elektronischen Anzeigen sind noch ohne Funktion und die Wartehäuschen sind noch nicht vorhanden.
16.) Die 423-Garnitur verlässt den Haltepunkt auf dem Weg nach Deisenhofen und passiert hier gerade den ursprünglichen Bahnsteigbereich. Die Umgebung verändert gerade mit dem Bau eines neuen Wohnquartiers ihr Erscheinungsbild.

17.) Auch Regionalzüge halten bis heute an den Siemenswerken. Die Integral-Triebwagen der BOB nach Bayrischzell, Lenggries und Tegernsee sind seit 2020 Geschichte, nun haben LINT-Triebwagen der BRB den Betrieb übernommen. Richtung Holzkirchen – Rosenheim fährt die BRB mit Stadler FLIRT 3 Triebzügen.

Die Integral sind seit Dezember 2020 bei der Rhein-Ruhr-S-Bahn und fahren auf der S 28 zwischen Mettmann und Wuppertal.
18.) Auch im Jahr 2023 trifft man noch 420 am Hp Siemenswerke an. Planmäßig nicht auf der S 7, aber zum Berufsverkehr als S 20. Vor allem morgens erinnert der Laufweg Buchenau – München-Pasing – Höllriegelskreuth ein wenig an die 'Siemens'-Züge.
19.) Das Widmaier-Gebäude ist inzwischen einem durchaus gefälligen Neubau gewichen.
20.) Ein Jetzt-Vergleich zu den beiden Einst-Bildern 12 und 13. Die Unterführung ist etwa an der Position des früheren Bahnübergangs.
21.) Wir kehren zurück zum ursprünglichen Haltepunkt. Am 31.10.1966, als der Haltepunkt gerade einen Monat in Betrieb war, fotografiert Claus-Jürgen Schulze die 78 303 mit dem P 1219 nach Lenggries und Tegernsee. Das Vorsignal zeigt Vr 1, die Fahrt geht ab Solln weiter durch Großhesselohe Staatsbahnhof, über gleichnamige Brücke Richtung Holzkirchen.
22.) In umgekehrter Richtung unterwegs ist einige Jahre später 194 108, die einer 144 Vorspann leistet, der Zug passiert gerade das Sbk 108, an das das Einfahrvorsignal von Mittersendling montiert ist (Foto Claus-Jürgen Schulze).
23.) Noch ein Stück weiter südlich hat man einen umfassenderen Überblick. Links steht das 1961-63 erbaute Siemens-Hochhaus, das heute als einziges Gebäude dieses bedeutenden Siemens-Standortes heute noch existiert. Das Bild zeigt die Richtung Oberland fahrende 78 185 im März 1967.
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